Pseudoläufer
  Einjähriges
 

Heute ist es soweit. Ich werde einen fremden Typen spontan ins Kino einladen. Und nebenbei laufe ich mit Babsi einen Halbmarathon zum einjährigen Jubiläum der Pseudoläufer. Klingt irgendwie einfach, aber nicht für mich.

Mit dem Halbmarathon habe ich keine Schwierigkeiten. Mir war zwar am Abend zuvor schon klar, dass ich bestimmt keine Bestzeit laufe. Dafür floss der Alkohol zu gut, aber so ein Jubiläumslauf hat selber schon ein gewisses Flair.

Die Schwierigkeit war für mich ganz eindeutig das Aussprechen der Einladung ins Kino. Aber Dank meiner besten Freundin Carina, musste ich dadurch.

Carina hatte mir vor meinem 25ten Geburtstag eine Liste mit 25 Aufgaben überreicht, welche ich bis zu meinem Geburtstag abarbeiten musste. Ich hatte alle Aufgaben erledigt bis auf den Punkt: „Lade einen fremden Typen spontan ins Kino ein“!

„Heute oder nie“ war mein Gedanke. Also heute.

Am Start in Bertlich schaute ich mich um. Aber da waren nur diese Superschnellen Typen. Bis ich die Einladung ausgesprochen habe, sind die doch alle schon im Ziel. Die genießen doch gar nicht das Laufen.

Also erstmal laufen. Vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit in der Sporthalle bei der Urkundenausgabe.

Kilometer 3. Der Alkohol vom letzten Abend macht sich bemerkbar. Aber wer saufen kann, kann auch laufen. Ablenken heißt da die Devise. Wir machen Späße mit den anderen Läufern. Mein Gedanke: „Alle zu alt!“

Kilometer 10. Ein superleckeres Powergel muss herhalten. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, durch mein Gehen konnte das (mein) Glück aufholen.

Kilometer 12.Eine Getränkestation. Ich freue mich. Zwei Becher Wasser und die Reste vom Powergel waren weggespült.

Und dann geschah es. Ein Riese von gefühlten 2,50m überholte uns. Ich sah meine Chance. Nur Babsi meinte Witze reißen zu müssen. Ich raunte ihr zu:“ „Halt die Schnauze, ich überlege!“ Traue ich mich oder nicht? Ach egal, mehr als Nein sagen kann er nicht.

Ich gebe Gas und schließe auf. „Tschuldigung!“ Er guckt. Ich habe seine Aufmerksamkeit. „Babsi, du bist jetzt meine Zeugin!“ Und dann kam die Frage: „Hast du Lust mit mir ins Kino zu gehen?“ Er: „Wann, jetzt?“ Ich: „Nee, jetzt laufe ich!“ Er: „Ok, Kino ist immer gut.“

Es stellte sich heraus, dass sein Name Robin ist und er seit einem halben Jahr läuft. Wir betrieben alle drei Smalltalk. Dabei überlegte ich die ganze Zeit, wieso er zugesagt hat.


Das letzte Stück liefen wir zusammen. Nach gelaufenen 15 Kilometern kam ein Schild für die 30km-Läufer. Robin lief zu diesem Zeitpunkt ein paar Schritte hinter uns. Als er das Schild sah, freute er sich. In der Annahme, dass er nun schon 16 Kilometer gelaufen ist und er noch nie mehr als 16 Kilometer gelaufen war, hatte er leider nicht mit den Spielverserben vor ihm gerechnet. Wir sagten ihm nur, dass es nicht unser Schild ist. Unsere 16 Kilometermarke lag noch vor uns. Leider auch noch nicht in unserem Sichtfeld.

Für Robin war das nun „dumm gelaufen“. Seine Enttäuschung war für jeden Läufer im näheren Umfeld hörbar! Aber Kopf aus, und weiterlaufen.

Und dann war es auch schon soweit. Wir nährten uns dem Zielbereich. Der Sportplatz lag nur noch eine Kurve entfernt. Einige Meter verfolgte uns Robins Vater, der schon fertig war mit seinem Halbmarathon. 

Einmal abgebogen und wir waren auf dem Sportplatz, wo sich eine Traube von Läufern an ihrem Startpunkt bereit machten. Leider auf unserer Bahn. Wir riefen: „Bahn frei!“ Und in diesem Momente teilten sich vor uns die Läufer, wie das Meer vor Moses. Alle applaudierten uns. Ein richtig schönes Gefühl!

Und dann wurde Robin die nächste Frage gestellt: „Willst du ein Pseudoläufer werden?“ Seine Antwort: „Hee?“ Wir klärten ihn auf, dass die Pseudoläufer immer Hand in Hand einlaufen. Und wenn er nun ein Pseudoläufer wird, laufen wir auch gemeinsam Hand in Hand ein. „.Ja von mir aus!“ war seine Antwort. Ich glaube, er hätte in diesem Moment zu allem ja gesagt!

Also liefen wir drei Hand in Hand ein mit einer Zielzeit von 2:20 Stunden! Alle waren überglücklich. Vor allem aber Robin! Der erste Halbmarathon! Und das war noch nicht der letzte…

Im Zielbereich habe ich ihm meine Handynummer gegeben. Ob der sich wirklich meldet?

Antwort: Ja hat er! Und eine Woche später war klar, nun gibt es ein weiteres Pärchen bei den Pseudoläufern! Was doch so eine Liste ausrichten kann… 

Nachtrag: den Heiratsantrag gab es beim Düsseldorf Marathon 10, die Hochzeit Traditionel in einem Schloß 2011

Das war ein unvergesslicher Lauf!!!
Ich erhebe meine Laufschuhe auf weitere schöne Läufe!

Eure Madeleine

 
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